Informationen zum Verenamünster

Die erste Kirche am Standort des heutigen Verenamünsters entsteht bereits im 5. Jahrhundert. Die archäologischen Grabungen von 1975 haben diese Kirche nachgewiesen und deren frühe Entwicklungen aufgezeigt.

Zunächst wurde festgestellt, dass die erste Kirche mitten auf einem römischen Gräberfeld stand, und dass durch den Bau dieser Kirche der Verlauf der Römerstrasse verändert werden musste. Die Strasse wurde westwärts verlegt und beschreibt bis heute einen Bogen um den Kirchenbezirk.

Die Verlegung der Strasse und die Tatsache, dass der Flecken Zurzach um diese kleine Kirche herum neu entstand und die alte Siedlung am Rheinübergang aufgegeben wurde, spricht für deren grosse Bedeutung.

Die kleine Kirche wurde wohl über oder neben dem Grab der heiligen Verena errichtet. Die zunehmende Verehrung der Heiligen und die kirchlichen Entwicklungen am Ort vom Kloster zum Chorherrenstift, bis zur Pfarrkirche führten zu einer stetigen Veränderung des bestehenden Gebäudes.

Die Entwicklung der Verenakirche lässt sich in Kürze wie folgt darstellen:

  1. Römische Strasse und Gräber
  2. Ältester Bau, 5. Jahrhundert, Saalkirche mit Querannexen und Apsis, Gräber
  3. Umbau der ersten Kirche
  4. Erste Klosterkirche (?) Zweite Hälfte 8. Jahrhundert
  5. Erste Erweiterung der Klosterkirche
  6. Zweite Erweiterung. Der Einsturz dieser Kirche (um 1010) führte zum Neubau der frühromanischen Basilika, deren Langhaus heute noch besteht
  7. Nach 1010 erfolgt ein romanischer Neubau des Verenamünsters
  8. 1294 Feuersbrunst, Chor und Hochschiff werden zerstört
  9. 1347 Weihe des gotischen Chorturmes (Schweizer Kunstführer: Der Turmchor, über dem Grab der hl. Verena errichtet ist eine der eigenwilligsten Schöpfungen gotischer Architektur der Schweiz
  10. Bildersturm, Verenagrab ausgeraubt, Reliquien zum Teil in Sicherheit gebracht
  11. Anbau der neuen (heute die alte oder obere) Sakristei auf der Nordseite des Chores.
  12. 1630/31 Caspar Letter aus Zug malt den Verena-Zyklus über den Langhaus Arkaden.
  13. 1661 werden die beiden östlichen Seitenschiffjoche abgetrennt; es entstehen Sakristei und Ölberg.
  14. 1732/34 wird die Kirche unter Propst Carl Joseph Ludwig Bessler (Probst 1702-1767) durch Baumeister Giovanni Gaspare Bagnato barockisiert. Der Lettner wird durch das heutige Gitter, die flache Holzdecke im Schiff durch eine Stuckdecke ersetzt. Im Langhaus werden die Fenster verändert und in den Chorfenstern eine Blank- Verglasung eingesetzt.
  15. 1734 Weihe der barockisierten Kirche
  16. 1743 neuer Hochaltar, Altarbilder von Jakob Karl Stauder, Konstanz, Statuen von Caspar Joseph Widerkehr aus Mellingen.
  17. 1820 Orgel von Franz Josef Bossard, heute in der reformierten Kirche. Die neue Metzler-Orgel (1976) lehnt sich in den Formen des Gehäuses an die Vorgängerin an.
  18. Wenig glückliche Neuerungen aus der letzten Zeit des Stiftes und den Jahren des Übergangs der Kirche an die Kirchgemeinde (1.Juli 1882) sind weitgehend durch die Restaurierung 1975/76 rückgängig gemacht worden.
  19. Für das Jahr 2009 steht eine Innenrestaurierung des Verenamünsters an.
  20. Kirchenbezirk heute (alte probstei, obere Kirche, Verenamünster, Pfarrhaus). Gut zu erkennen der Bogen der Strasse um den Kirchenbezirk.
    Die Bearbeitung der Ausgrabungen von 1975 soll in nächster Zeit veröffentlicht werden.

Publikationen

  • Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg), Kunstführer durch die Schweiz, Bd.1, Bern 2005, S. 141
  • Albert und Hans Rudolf Sennhauser, Alfred Hidber (Hrsg.), Geschichte des Fleckens Zurzach, Zurzach 2004.
  • Hans Rudolf Sennhauser, Kath. Kirchgemeinde Zurzach (Hrsg), Katholische Kirchen von Zurzach, Zurzach 1991

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